Wandern im Bergwald

Da sind diese weltweiten Ungerechtigkeiten, die die Wunder unserer Schöpfung mit Füssen treten: Armut, Kriege, Flüchtlinge, Umweltprobleme. Ich leide mit. Schade wäre, wenn ich darob den Blick verlöre für die Wunder, die hier und jetzt unbeirrt da sind. Um ihnen gerecht zu werden, will ich sie wahrnehmen und würdigen. Das bestärkt auch mein Vertrauen in die Kraft des Konstruktiven, Kreativen, die standhält, mitten in aller Destruktion. Ich staune über meine Mitgeschöpfe, die Bäume im Bergwald, auf einer Wanderung vom Kronberg nach Appenzell:

Es steht Baum neben Baum,
gerade wie Orgelpfeifen.

Diese kollektive, entschiedene Ausrichtung
nach oben,
zum Himmel, zum Licht.

Dieses gemeinsame Einwurzeln,
Stand halten,
Verbindungen knüpfen
im Erddunkel.

Dieses konsequente Ausbreiten
der Äste,
bis in die letzten Fasern,
zu empfangen.

Ihr Bäume seid,
was ihr sein könnt,
in völliger Entschiedenheit!

In jeder Zelle auszudrücken,
wie ihr gemeint seid,
das ist euer Lobpreis.

Ich gehe durch diese Kathedrale
der Hingabe,
diesen Chor des Lobgesangs,
atme ein.

Diese Ausrichtung,
diese Einwurzelung
möchte ich auch leben!

Bergwald tut gut,
inspiriert.

Ein Kommentar

  1. Sehr schöne Betrachtung. Wie nahe verwandt sind wir doch den Bäumen. Unsere tiefste Sehnsucht liegt ebenfalls in der Verwurzelung und im Zusammenspiel mit den Anderen. Auch gegen den Himmel wachsen wollen wir gern. Mit einem Satz: Wir SIND Natur, tief eingebettet in der Liebe Gottes.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert